27.01.2023
14:30
Theater Basel
Lectures
Eine bestimmte Seite des Spiels, nämlich die laute, fanatische, grobe oder überschwängliche Seite, kann man seit Victor Turners Beschreibung des rituellen Prozesses viel adäquater wahrnehmen als zuvor. Diese Seite des Spiels eröffnet einen Zugang zur „Antistruktur“ von Kultur und Gesellschaft. Sie ist aber zugleich eng mit der „gepflegten“ Seite des Spiels verbunden, nämlich dessen bildungswirksame, motivierende, kreative, identitätsbildende und gemeinschaftliche Seite. Jedoch wird die wilde und archaische Seite des Spiels in der (post-)modernen Gesellschaft, und speziell in der Pädagogik, gerne verdrängt.
Die Berührung mit den gefährlich oder schmutzig anmutenden Elementen des Spiels ist grundlegend ambivalent und teilweise anstrengend – deshalb wird sie gerne an andere delegiert. Mit Robert Pfaller gesprochen lernen viele in unserer Postmoderne also vor allem, wie man interpassiv statt interaktiv teilnimmt an Spielen von Kindern und Erwachsenen, bzw. wie man Spiel diszipliniert, vermeidet oder „sauber“ macht.
Im Beitrag werden kindliche und erwachsene Zugänge zur Antistruktur im Spiel (bzw. deren Abwehr) thematisiert, v.a. im Bereich der Pädagogik junger Kinder. Dies sind Zugänge, die zugleich Modi zur Affirmation oder Transformation der Kultur darstellen.